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Die 8. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst schließt nach erfolgreicher zweimonatiger Laufzeit

Zeitgenössische Kunst darf, ja sie soll Zumutung sein, sie kann Horizonte erweitern und unbequeme Fragen stellen – sie hat keineswegs die Pflicht schon Antworten parat zu haben. Eine vitale Gesellschaft braucht das kritische Korrektiv, auch und gerade, wenn es uns zum Nachdenken und zur Diskussion herausfordert.

Die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst steht für diesen Ansatz, für Experiment und Offenheit, wie kaum ein zweites Kunstereignis in unserem Land.“ 

(Prof. Monika Grütters, MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien, im Grußwort zum Kurzführer der 8. Berlin)

 

Die 8. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst ist am vergangenen Sonntag, dem 3. August 2014 mit vielstimmiger Resonanz sehr erfolgreich zu Ende gegangen. Während der gesamten Laufzeit besuchten 75.000 Menschen die Ausstellung. Insbesondere die Orte im Südwesten Berlins wurden vom Publikum sehr gut angenommen.

 

Monika Grütters, deutsche Staatsministerin für Kultur und Medien, eröffnete die maßgeblich von der Kulturstiftung des Bundes unterstützte 8. Berlin Biennale am 28. Mai 2014 in den Museen Dahlem – Staatliche Museen zu Berlin in Anwesenheit zahlreicher BotschafterInnen und KulturpolitikerInnen, darunter der Berliner Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten Tim Renner.

 

Auseinandersetzung mit Geschichte und den Mechanismen ihrer Repräsentation

 

Der Kurator der 8. Berlin Biennale Juan A. Gaitán hat eine tastende, vorsichtige Annäherung an Berlin gesucht und einen Schwerpunkt auf das wechselhafte Verhältnis von erlebter Geschichte und wissenschaftlicher Geschichtsschreibung gesetzt. Die diesjährige Berlin Biennale hat das Kunstwerk als spekulative Geste in den Vordergrund gestellt, das unterschiedliche Lesarten von Geschichte und ihrer gegenwärtigen Repräsentation ermöglicht.

58 internationale Künstlerinnen und Künstler waren zur Teilnahme an der 8. Berlin Biennale eingeladen, um in ihren Arbeiten Geschichte und deren Fragmente zu markieren und zu untersuchen.

Die Ausstellung nahm somit auch Bezug auf die Historisierung, die in Berlin und in anderen Städten zu beobachten ist. Berlin steht in gewisser Weise stellvertretend für eine weitreichende Tendenz, einseitige historische Narrative mittels Architektur, Stadtplanung, Baudenkmälern und einer räumlichen Konzentration von Tourismus, Kommerz und Kultur in die zeitgenössische Großstadt einzuschreiben.

 

Eine Berlin Biennale hat immer auch den Anspruch, eine fortdauernde Auseinandersetzung mit den Parametern der Stadt Berlin zu sein. Die neue Form städtischer Zentralität und eine rapide kultur- und stadtpolitische Gestaltung der Berliner Innenstadt hat die Berlin Biennale in dieser Ausgabe dazu bewegt, sich aus der Mitte heraus zu den Kunst- und Kulturinstitutionen Museen Dahlem und Haus am Waldsee zu bewegen. Diese kuratorische Entscheidung schlägt eine Brücke von den KW Institute for Contemporary Art in Berlin Mitte, dem traditionellen Veranstaltungsort der Berlin Biennale, hin zu bedeutenden Orten der Kultur- und Wissensproduktion, die zwar in Folge der politischen und geografischen Neudefinierung der Stadt Berlin an Aufmerksamkeit verloren haben, nicht jedoch an Bedeutung. Damit wurden die Arbeiten der 8. Berlin Biennale ausschließlich in bereits bestehenden Kulturinstitutionen gezeigt, auch um die vorhandene kulturelle Infrastruktur in Berlin zu stärken und diese sowohl bei den BürgerInnen als auch den BesucherInnen der Stadt wieder stärker ins Blickfeld zu rücken.

Einige Künstlerinnen und Künstler nahmen dies zum Anlass, sich in ihren Arbeiten konkret mit den Institutionen und dem Umgang mit Sammlungen und Präsentationsformen auseinanderzusetzen.

 

Im Vorfeld der 8. Berlin Biennale berief Juan A. Gaitán Tarek Atoui, Natasha Ginwala, Catalina Lozano, Mariana Munguía, Olaf Nicolai und Danh Vo in sein Artistic Team. Dessen Mitglieder arbeiteten nicht nur für die Konzeption der 8. Berlin Biennale mit Juan Gaitán zusammen, sondern waren auch mit eigenen Projekten vertreten: Tarek Atoui, Olaf Nicolai und Danh Vo zeigten im Rahmen der Ausstellung eigene künstlerische Beiträge und Natasha Ginwala präsentierte ihr Forschungsprojekt Double Lives. Mariana Munguías Publikation Excursus – in Zusammenarbeit mit Maricris Herrera erarbeitet – versammelt ausgewählte visuelle Beiträge aller teilnehmenden KünstlerInnen und Catalina Lozano konzipierte ein Veranstaltungsprogramm im Crash Pad c/o KW. Außerdem trug jedes Mitglied des Artistic Team einen Beitrag zum Kurzführer bei.

 

Das Crash Pad, eine Rauminstallation mit Bibliothek von Andreas Angelidakis im Vorderhaus der KW, wurde bereits im Januar 2014 als erster Ort der 8. Berlin Biennale eröffnet. Es bot im Vorfeld und während der Laufzeit – angelehnt an die Idee der Salons im 19. Jahrhundert – einen intimen Raum für halb öffentliche, halb private kulturelle Veranstaltungen, Diskussionen und andere Formen des Austauschs.

Zwei weitere künstlerische Statements gaben ebenfalls bereits vor der Eröffnung der 8. Berlin Biennale einen Ausblick auf deren Ausrichtung: Agatha Gothe-Snape kreierte als Pseudo-Werbetexterin Slogans für die Splash Page und Druckerzeugnisse der 8. Berlin Biennale und Zachary Cahills Ausstellung USSA Wellness Center setzte sich für drei Tage im Mai 2014 in den KW mit den Überschneidungen zwischen Kunst, Therapie und der Idee der „Wellness“ in Zeiten des weltweiten Finanzkollapses auseinander.

 

Die 8. Berlin Biennale wurde von 50 Veranstaltungen mit über 87 KünstlerInnen und KulturproduzentInnen an allen Ausstellungsorten begleitet. Ein Großteil der Veranstaltungen fand im Crash Pad c/o KW statt. Das Programm dort umfasste Vorträge, Gespräche, Konzerte, Filmvorführungen, Performances und Dinner-Lectures. Unter anderem präsentierte die Autorin Beatriz Colomina zusammen mit Nikolaus Hirsch ihr Buch Manifesto Architecture: The Ghost of Mies, der Architekturhistoriker Spyros Papapetros führte ein Gespräch mit dem Künstler Olaf Nicolai und der Künstler Pedro G. Romero untersuchte den Flamenco mit musikalischen Interventionen als historisches und kulturelles Thema.

 

In den Museen Dahlem wurden neben ortspezifischen Veranstaltungen wie den Konzerten Dahlem Sessions von Tarek Atoui und einer Performance am Eröffnungsabend von Artistic-Team-Mitglied Danh Vo und Xiu Xiu auch das Theaterstück Preparatory Notes for a Chicago Comedy von Goshka Macuga und ein Konzert von Julieta Aranda in Zusammenarbeit mit Tisha Mukarji, The perspective of perspective: A world mediated by a faulty image of the world, aufgeführt.

 

Im Haus am Waldsee inszenierte Carla Zaccagnini das Ballett und Konzert Le Quintuor des Nègres, encore. Außerdem lud Mathieu Kleyebe Abonnenc zu vier Podiumsdiskussionen im Rahmen seiner Arbeit Crawling Doubles. Colonial Collecting and Affect ein. Ebenso fand die Weltpremiere von Shahryar Nashats Film Parade im Delphi Filmpalast am Zoo statt.

 

Das Erscheinungsbild der Berlin Biennale wurden gemeinsam mit dem Designstudio Zak Group entwickelt; dazu gehörten unter anderem der Kurzführer zur Ausstellung, die Webseite sowie diverse Werbemedien wie Flyer und Plakate.

 

Elf KünstlerInnen der Berlin Biennale gestalteten Poster für die limitierte Edition 9+1.

 

Vermittlungsprogramm

 

Gemeinsam mit art:berlin wurden moderierte Rundgänge an den einzelnen Orten angeboten. Neben den regelmäßigen öffentlichen Führungen besuchten rund 900 Personen in knapp 60 gebuchten Rundgängen die Berlin Biennale, darunter Besuchergruppen von Goethe-Instituten, Universitäten und Kunsthochschulen unter anderem aus Aalto, Amsterdam, Berlin, Bremen, Florenz, Greifswald, Hamburg, Leipzig, Münster, New York, Paris, Rotterdam, San Francisco, Stuttgart, sowie auch diverse Schulklassen aus Berlin und anderen deutschen Städten.

 

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), zahlreiche internationale Museums- und Trusteegruppen, unter anderem vom MoMA, MoMA PS1 und Whitney Art Museum, New York; FRAC Aquitaine, Bordeaux; Kunsthalle Basel; Contemporary Art Society, London; Freunde der Nationalgalerie, Berlin; Kunsthalle Hamburg und von der kestnergesellschaft, Hannover, wurden zur Eröffnung und während der Laufzeit durch die Ausstellung geführt.

 

Zum fünften Mal lud die Berlin Biennale junge Kuratorinnen und Kuratoren zum Young Curators Workshop ein, um Ideen auszutauschen und Fragen des kuratorischen Diskurses wie auch der kuratorischen Praxis zu diskutieren. 13 JungkuratorInnen aus 11 verschiedenen Ländern trafen im Rahmen von The Exhibition: Metamorphosis of a Concept – konzipiert von María Inés Rodríguez – eine Reihe von Gästen, darunter KuratorInnen, aber auch ExpertInnen aus anderen Disziplinen. Gefördert wurde der Young Curators Workshop wie schon während der vorangegangenen Ausgaben von der Allianz Kulturstiftung, Berlin, BMW und dem Goethe-Institut, beide München. Die Teilnahme zweier französischer JungkuratorInnen wurde ermöglicht durch das Programm Jeunes Commissaires des Bureau des arts plastiques des Institut français.

 

Für den Workshop Dialogues, konzipiert von Lidia Rossner, haben die Studierenden des M.A. in Visual and Media Anthropology an der Freien Universität Berlin Filmporträts über KünstlerInnen der 8. Berlin Biennale und ihre jeweiligen Projekte produziert. Die Filme können auf der Webseite der Berlin Biennale angeschaut werden.

 

Medienresonanz

 

Zur Pressevorbesichtigung wurden über 1300 internationale MedienvertreterInnen akkreditiert. Die Tages-, Wochen und Fachmedien berichteten differenziert und mit einem überwiegend positiven Tenor über die 8. Berlin Biennale. Alle relevanten Tages- und Wochenzeitungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz besprachen die Ausstellung und darüber hinaus veröffentlichten zahlreiche internationale Medien Beiträge, darunter El Cultural (ES), El Tiempo (CO), Folha de S. Paulo (BR), Il Manifesto (IT), Le Monde (FR), The Guardian (UK) und The Hindu (IN).

Nationale und internationale Kunstmagazine, darunter art – Das Kunstmagazin (DE), Artforum (US), Art Review (UK), Canadian Art (CA), Frieze (UK und DE), Kunstforum International (DE), Monopol (DE), Mousse (IT) und Springerin (AT) widmeten der 8. Berlin Biennale ausführliche Artikel.

Das Fernsehen berichtete unter anderem in 3Sat Kulturzeit, der RBB Abendschau und bei Deutsche Welle Kultur.21 mit Features über die Ausstellung; Deutschlandradio Kultur berichteten live von der Eröffnung und Inforadio sendete eine zweistündige Sondersendung mit zahlreichen Gästen vom Hof der KW.

 

Ausblick

 

Der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes hat bereits im Dezember 2013 entschieden, die 9. und 10. Berlin Biennale mit erneut jeweils 2,5 Millionen Euro zu fördern. Dies ermöglicht der Berlin Biennale eine Planungssicherheit für die zwei Ausgaben in den Jahren 2016 und 2018. 

 

Die Kulturstiftung des Bundes fördert die Berlin Biennale als „kulturelle Spitzeneinrichtung“ von bundesweiter Bedeutung und internationaler Strahlkraft seit 2004 mit 2,5 Millionen Euro pro Ausgabe.

 

„Wir begleiten die wunderbare Berlin Biennale seit zehn Jahren, seit der vierten Ausgabe, und versuchen, die bestmöglichen Bedingungen dafür zu schaffen“, sagte Hortensia Völckers, Vorstand / Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes auf der Pressekonferenz zur 8. Berlin Biennale.

 

Die Berlin Biennale wird organisiert durch die KW Institute for Contemporary Art und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.


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Haus am Waldsee

Haus am Waldsee

Argentinische Allee 30

14163 Berlin  

Öffnungszeiten

29.5–3.8.2014

Di–Fr

10–18 Uhr

Sa–So

11–18 Uhr  

Montags geschlossen

Verkehrsanbindung

U-Bahn U3 (Krumme Lanke), S-Bahn S1 (Mexikoplatz), Bus 118, Bus 184, Bus 622 (alle Krumme Lanke)

KünstlerInnen
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Museen Dahlem – Staatliche Museen zu Berlin

Museen Dahlem  Staatliche Museen zu Berlin

Lansstraße 8

14195 Berlin

Öffnungszeiten

29.5.–3.8.2014

Di–Fr

10–18 Uhr

Sa–So

11–18 Uhr

Montags geschlossen

Verkehrsanbindung

U-Bahn U3 (Dahlem-Dorf), Bus M11, Bus X83 (U Dahlem-Dorf), Bus 101 (Limonenstraße), Bus 110

KünstlerInnen
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KW Institute for Contemporary Art

KW Institute for Contemporary Art

Auguststraße 69

10117 Berlin               

Öffnungszeiten

29.5.–3.8.2014

Di–So

12–22 Uhr

Montags geschlossen

Verkehrsanbindung

S-Bahn S5, S-Bahn S7 (beide Hackescher Markt), S-Bahn S1, S-Bahn S2 (beide Oranienburger Straße), U-Bahn U8 (Weinmeister Straße), U-Bahn U6 (Oranienburger Tor), Tram M6 (Oranienburger Straße), Tram M8 (Rosenthaler Platz)

KünstlerInnen
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Crash Pad

Crash Pad

c/o KW Institute for Contemporary Art, Vorderhaus

Auguststraße 69

10117 Berlin

Öffnungszeiten

26.1.–3.8.2014

Sa–So

14–18 Uhr

Verkehrsanbindung

S-Bahn S5, S-Bahn S7 (beide Hackescher Markt), S-Bahn S1, S-Bahn S2 (beide Oranienburger Straße), U-Bahn U8 (Weinmeister Straße), U-Bahn U6 (Oranienburger Tor), Tram M6 (Oranienburger Straße), Tram M8 (Rosenthaler Platz)

KünstlerInnen
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